Doppelte Wesentlichkeitsanalyse – Grundlage der CSRD

Doppelte Wesentlichkeitsanalyse – Grundlage der CSRD

Doppelte Wesentlichkeitsanalyse – Grundlage der CSRD 2560 1707 Nora Emig

Ab 2025 stellt die CSRD (Corporate Social Responsibility Directive) für viele weitere Unternehmen erweiterte Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die doppelte CSRD-Wesentlichkeitsanalyse ist ein zentrales Instrument in diesem Prozess, das die relevanten Nachhaltigkeitsthemen identifiziert und aus zwei Perspektiven bewertet: die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt sowie die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf das Unternehmen. Externe Dienstleister wie Envalor unterstützen Unternehmen dabei, diesen Prozess einfach und prüfsicher umzusetzen. 

Funktionen und Ziele der doppelten Wesentlichkeitsanalyse in der CSRD 

Die CSRD erweitert die Berichtspflichten von Unternehmen zur Nachhaltigkeit, vereinheitlicht Maßstäbe und verbessert Transparenz. Sie fördert eine klare Kommunikation der Unternehmensziele und unterstützt langfristig nachhaltiges Wirtschaften. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Bewertung von Themen durch die „doppelte Wesentlichkeit“. Diese ist Teil der ESRS (European Sustainability Reporting Standards), die die Details der Nachhaltigkeitsberichterstattung regeln. 

Wie funktioniert die doppelte Wesentlichkeit?  

Die Inside-Out-Perspektive (Impact Wesentlichkeit) 

Hier wird untersucht, welche Auswirkungen das Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft hat. Ein Thema gilt als wesentlich, wenn die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf Nachhaltigkeitsthemen bedeutend sind, z. B. CO₂-Emissionen, Abfallproduktion oder soziale Verantwortung. 

Die Outside-In-Perspektive (finanzielle Wesentlichkeit) 

In dieser Perspektive geht es darum, wie externe Faktoren (z. B. Klimawandel, gesetzliche Änderungen oder Lieferkettenstörungen) das Unternehmen beeinflussen. Die Analyse zeigt Chancen und Risiken für die finanzielle Lage und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. 

Ein Thema ist dann berichtspflichtig, wenn es aus einer der beiden Perspektiven als wesentlich eingestuft wird. 

Ziel der Wesentlichkeitsanalyse

Ziel der Wesentlichkeitsanalyse ist es, die wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte eines Unternehmens offenzulegen. Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse hilft Unternehmen, ihre Aktivitäten gezielt zu steuern, indem sie die bedeutendsten Themen identifiziert, deren Auswirkungen bewertet, Risiken minimiert und Chancen nutzt. Auf dieser Grundlage wird eine Liste wesentlicher Themen erstellt, deren Bedeutung für das Unternehmen bewertet wird. Dies trägt zur langfristigen Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Organisation bei. Die Analyse ermöglicht eine ganzheitliche Perspektive auf die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft sowie auf die externen Faktoren, die die finanzielle Lage des Unternehmens beeinflussen. Mit dieser Perspektive können strategische Entscheidungen getroffen werden, die sowohl die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern als auch positive Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt haben.

Wie oft sollte eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt werden? 

Prinzipiell sollte eine Wesentlichkeitsanalyse in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden, empfohlen wird einmal pro Jahr. Dies stellt sicher, dass Unternehmen auf Veränderungen und neue Anforderungen reagieren können. Eine jährliche Durchführung bringt die Berichterstattung auf den neuesten Stand und berücksichtigt alle relevanten Faktoren. Sollte das Unternehmen tiefgreifenden Veränderungen unterliegen, signifikante Prozesse neu strukturieren oder globale Ereignisse wie die Energiekrise 2021 zum Tragen kommen, kann dies die Durchführung einer außerzyklischen Wesentlichkeitsanalyse erfordern. Dies sichert die Relevanz und Aktualität der gelisteten Themen.  

Ablauf der doppelten Wesentlichkeitsanalyse 

Vor der Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse sollte ein Unternehmen eine gründliche Prüfung des Ist-Zustands vornehmen, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Grundlagen geschaffen sind. Diese Analyse ist entscheidend, um die anschließenden Schritte zielgerichtet durchführen zu können. Dabei sollten insbesondere folgende Fragen berücksichtigt werden:

1. Welche Ressourcen sind vorhanden?

  • Gibt es intern geschulte Mitarbeitende oder Abteilungen (z. B. Nachhaltigkeitsteams), die den Prozess steuern können?
  • Sind finanzielle Mittel und technologische Werkzeuge (z. B. digitale Tools oder Softwarelösungen) verfügbar?
  • Gibt es ausreichend Zeit und Kapazitäten, oder sollte ein externer Dienstleister einbezogen werden?

2. Welche Informationen liegen bereits vor?

  • Sind frühere Nachhaltigkeitsberichte, ESG-Daten oder andere relevante Dokumente vorhanden, die als Grundlage dienen können?
  • Existieren bereits Stakeholder-Analysen, Risiko- und Chancenbewertungen oder branchenspezifische Studien?
  • Welche Daten zu Wertschöpfungsketten, Geschäftsbeziehungen und Umweltauswirkungen sind dokumentiert?

3. Welche Informationen müssen noch erfasst werden?

  • Welche Daten zu Impacts, Risks und Opportunities (IROs) fehlen und müssen erhoben werden?
  • Welche spezifischen Datenpunkte sind für die Erfüllung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) notwendig?
  • Müssen weitere Stakeholder identifiziert oder befragt werden, um eine vollständige Perspektive zu gewährleisten?

4. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssen berücksichtigt werden?

  • Gibt es branchenspezifische Anforderungen, die in der Analyse beachtet werden müssen?
  • Welche regulatorischen Vorgaben gelten für das Unternehmen im Rahmen der CSRD und der ESRS?

5. Wie ist der Unternehmenskontext definiert?

  • Sind die Geschäftsaktivitäten, Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens klar dokumentiert?
  • Welche geografischen Märkte, ökologischen Rahmenbedingungen und sozioökonomischen Faktoren müssen einbezogen werden?
  • Welche Werte und strategischen Ziele des Unternehmens fließen in die Analyse ein?

6. Welche Stakeholder müssen einbezogen werden?

  • Wer sind die wichtigsten internen und externen Stakeholder (z. B. Kunden, Lieferanten, Mitarbeitende, Investoren, NGOs)?
  • Gibt es bereits etablierte Kommunikationswege und Prozesse, um Stakeholder-Feedback zu erhalten?

Schritt 1: Kontextanalyse 

Der erste Schritt der Wesentlichkeitsanalyse besteht darin, eine umfassende Übersicht über den Unternehmenskontext zu erstellen. Dazu gehört die Analyse der Geschäftstätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen sowie der gesamten Wertschöpfungskette. Es ist wichtig, alle relevanten Geschäftsbeziehungen, Märkte und geografischen Standorte zu berücksichtigen, um die Auswirkungen und Abhängigkeiten des Unternehmens zu verstehen. Zusätzlich werden die rechtlichen Rahmenbedingungen analysiert, einschließlich branchenspezifischer Anforderungen und regulatorischer Vorgaben wie der CSRD und der ESRS. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Einbindung relevanter Stakeholder. Dazu gehört die Identifikation der wichtigsten Anspruchsgruppen, wie Kunden, Mitarbeitende, Lieferanten oder Investoren, und die Berücksichtigung ihrer Erwartungen und Interessen. Die Kontextanalyse legt somit die Grundlage für die Identifikation und Bewertung wesentlicher Themen, indem sie die internen und externen Einflussfaktoren systematisch erfasst und dokumentiert.

Sind der Fragenkatalog und die Kontextanalyse das gleiche? Nein. Der Fragenkatalog dient als Vorbereitung auf die Wesentlichkeitsanalyse, indem er den Ist-Zustand prüft und sicherstellt, dass alle notwendigen Ressourcen, Daten und Rahmenbedingungen für die Analyse vorhanden sind. Die Kontextanalyse hingegen ist der erste operative Schritt der Wesentlichkeitsanalyse. Sie erfasst die internen und externen Rahmenbedingungen des Unternehmens, wie die Wertschöpfungskette, Geschäftsbeziehungen, rechtliche Anforderungen und Stakeholder. Während der Fragenkatalog die Grundlagen legt, liefert die Kontextanalyse eine detaillierte Basis für die weiteren Schritte.

Schritt 2: IRO-Identifikation 

Im zweiten Schritt werden alle relevanten „IROs“ identifiziert. IROs – also Impacts, Risks und Opportunities (zu Deutsch: Auswirkungen, Risiken und Chancen) – beschreiben die wesentlichen Faktoren, die in der Nachhaltigkeitsberichterstattung berücksichtigt werden müssen. Dabei geht es sowohl um positive Auswirkungen und Chancen als auch um negative Risiken. Diese Faktoren bilden die Grundlage der Wesentlichkeitsanalyse für die CSRD. 

Was sind IROs?

Impacts beziehen sich auf die positiven oder negativen Auswirkungen, die ein Unternehmen auf seine Umwelt hat, wie zum Beispiel Umweltverschmutzung. 

Risks umfassen potenzielle finanzielle, rechtliche, soziale oder ökologische Risiken, die ein Unternehmen durch Nachhaltigkeitsthemen erwarten könnte, zum Beispiel höhere Kosten durch strengere Umweltvorschriften. 

Opportunities sind Chancen, die ein Unternehmen durch nachhaltige Maßnahmen nutzen kann, wie etwa Einsparungen durch den Einsatz erneuerbarer Energien. 

Schritt 3: Bewertung 

Die in Schritt 2 identifizierten IROs werden im Hinblick auf die zuvor erläuterte doppelte Wesentlichkeit bewertet. Anschließend werden die IROs geordnet und den wesentlichen Themen zugewiesen. Mögliche Themen können beispielsweise Klimawandel, Verschmutzung oder die Nutzung von Wasserressourcen sein. Aus diesen Themen wird eine Liste erstellt, die im Bericht enthalten sein muss. 

Die relevanten Daten für diese Bewertung werden durch eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdergruppen erhoben. Dazu zählen Mitarbeitende, Kunden, Investoren sowie weitere Anspruchsgruppen, deren Einblicke und Perspektiven die Vollständigkeit und Relevanz der Analyse gewährleisten. Um diese Informationen zu gewinnen, kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, wie Interviews, Befragungen, Workshops oder Online-Umfragen. Diese kollaborativen Ansätze helfen, ein ganzheitliches Bild zu schaffen und sicherzustellen, dass keine wesentlichen Aspekte übersehen werden. Darüber hinaus fördert die Stakeholder-Beteiligung die Akzeptanz und Glaubwürdigkeit der Ergebnisse, was für die spätere Prüfungsfähigkeit des CSRD-Berichts entscheidend ist.

Schritt 4: Die Wesentlichkeitsmatrix

Die Wesentlichkeitsmatrix ist das zentrale Ergebnis der Wesentlichkeitsanalyse und visualisiert, welche Themen für ein Unternehmen besonders relevant sind. Sie ordnet die identifizierten IROs (Impacts, Risks und Opportunities) anhand ihrer Bedeutung aus den zwei Perspektiven: der Inside-Out-Perspektive und der Outside-In-Perspektive. Die Matrix stellt die priorisierten Themen in einer klaren und nachvollziehbaren Form dar, sodass ihre Relevanz für die Unternehmensstrategie und die Stakeholder deutlich wird. Sie dient nicht nur als Grundlage für den CSRD-Bericht, sondern auch als Werkzeug für die langfristige Entscheidungsfindung und strategische Ausrichtung. Eine gut dokumentierte Wesentlichkeitsmatrix erhöht zudem die Glaubwürdigkeit und Prüfungsfähigkeit des Berichts, da sie die Transparenz und Vollständigkeit der Wesentlichkeitsanalyse nachweist.

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Prüfung durch den Wirtschaftsprüfer

Die Prüfung durch Wirtschaftsprüfer ist ein zentraler Bestandteil der Anforderungen der CSRD. Sowohl der Nachhaltigkeitsbericht als auch die zugrunde liegende Wesentlichkeitsanalyse – einschließlich der Wesentlichkeitsmatrix – müssen von einem Wirtschaftsprüfer auf ihre Richtigkeit, Vollständigkeit und Konformität geprüft werden. Dies umfasst die Bewertung, ob alle relevanten Themen identifiziert, korrekt priorisiert und gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) dokumentiert wurden. Dabei legen die Prüfer besonderen Wert auf die Nachvollziehbarkeit des Prozesses, die Qualität der erhobenen Daten und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben. Eine gut dokumentierte und prüfsichere Wesentlichkeitsanalyse ist daher essenziell, um den Bericht erfolgreich abzuschließen und die Anforderungen der CSRD zu erfüllen.

Tipp zur Umsetzung

Die Anforderungen der CSRD und die Durchführung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Die Analyse ist komplex, ressourcenintensiv und erfordert spezielles Fachwissen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Externe Dienstleister wie Envalor bieten hier Unterstützung durch professionelle Beratung und digitale Tools. Sie helfen, den Prozess effizienter zu gestalten, die Einhaltung regulatorischer Standards sicherzustellen und die Glaubwürdigkeit der Berichte zu erhöhen. So können Unternehmen Zeit und Kosten sparen und eine prüfsichere sowie konforme Berichterstattung gewährleisten.

Wesentlichkeitsanalyse in wenigen Schritten mit Envalor

Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein zentraler und komplexer Bestandteil der CSRD-Berichterstattung. Ohne fundierte Expertise und passende Tools können wichtige Aspekte übersehen werden, was nicht nur zusätzliche Kosten, sondern auch Risiken für die Prüfungsfähigkeit und Konformität des Berichts mit sich bringt. Ein externer Anbieter mit digitalem Tool bietet hierbei entscheidende Vorteile:

  • Zeit- und Ressourcenschonung: Experten übernehmen den gesamten Prozess, von der Identifikation relevanter Themen bis zur finalen Dokumentation.
  • Präzision und Konformität: Ein erfahrener Partner garantiert, dass die Analyse alle gesetzlichen Anforderungen der CSRD und ESRS erfüllt.
  • Effiziente Prozesse: Digitale Tools visualisieren automatisch die Wesentlichkeitsmatrix und bieten Funktionen wie intelligentes Datenmapping, mit denen sich die Ergebnisse langfristig aktualisieren und nutzen lassen.
  • Prüfsichere Ergebnisse: Eine saubere Dokumentation, die den strengen Anforderungen von Wirtschaftsprüfern gerecht wird, ist gewährleistet.

Mit Envalor profitieren Sie von all diesen Vorteilen: Unsere Experten und die intuitive CSRD-Software machen die Wesentlichkeitsanalyse einfach, effizient und auditsicher.

Wesenlichkeitsmatrix Grafik

Fazit

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein entscheidender Prozess für Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie gemäß der CSRD umsetzen müssen. Dabei erscheint die Umsetzung der Wesentlichkeitsanalyse für viele Unternehmen zunächst als sehr zeit-und kostenintensiv. Mit professioneller Unterstützung können Unternehmen die Herausforderungen effizient meistern, Risiken besser managen und damit sogar ihre Wettbewerbsfähigkeit sowie Glaubwürdigkeit als verantwortungsbewusster Marktakteur stärken. 

FAQs

1. Was ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse? 

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein zentraler Bestandteil der CSRD-Berichterstattung und hilft Unternehmen, wichtige Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren. Sie bewertet diese aus der Inside-Out-Perspektive (Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft) und der Outside-In-Perspektive (Einflüsse externer Faktoren auf das Unternehmen). 

2. Warum ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse wichtig für Unternehmen? 

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse hilft Unternehmen, Chancen und Risiken von Nachhaltigkeitsthemen zu erkennen und deren Auswirkungen auf die finanzielle Lage sowie auf Umwelt und Gesellschaft zu bewerten. Sie stellt sicher, dass Unternehmen die relevanten Themen für ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit und die CSRD-Compliance identifizieren. 

3. Wie können externe Dienstleister bei der doppelten Wesentlichkeitsanalyse unterstützen? 

Externe Dienstleister unterstützen Unternehmen bei der effizienten Durchführung der Analyse. Sie bieten Expertise, um die richtigen Daten zu erheben, Fehler zu vermeiden und die CSRD-konforme Berichterstattung zu gewährleisten, wodurch Zeit und Ressourcen gespart werden.

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Über den Autoren

Nora Emig

Nora Emig ist Marketing-Expertin bei Klimahelden und spezialisiert auf ESG-Themen. Sie entwickelt Informationsmaterial, das Unternehmen umfassend auf die Anforderungen der CSRD-Berichterstattung vorbereitet.

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