Mehr als Compliance: freiwillige Nachhaltigkeitsberichte

Mehr als Compliance: freiwillige Nachhaltigkeitsberichte

Mehr als Compliance: freiwillige Nachhaltigkeitsberichte 640 427 Nora Emig

Nachhaltigkeit ist längst kein Compliance-Thema oder Buzzword mehr – sie ist ein entscheidender Faktor für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Viele Unternehmen konzentrieren sich jedoch primär auf die Einhaltung regulatorischer Vorgaben, wie etwa der CSRD Berichtspflicht und übersehen dabei die strategischen Chancen eines proaktiven, freiwilligen Nachhaltigkeitsreportings. In diesem Artikel zeigen wir, warum freiwillige ESG-Berichterstattung einen entscheidenden Vorteil bietet, wie sie zur Unternehmensentwicklung beiträgt und welche Rolle der VSME Standard als praxistaugliche Lösung spielt.

Freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht

Strategische Entscheidung statt Regularien

Viele Unternehmen betrachten Nachhaltigkeitsberichterstattung als eine lästige Verpflichtung, die durch Gesetze und Regularien wie die CSRD oder die EU-Taxonomie erzwungen wird. Doch dieser Blickwinkel greift zu kurz: Nachhaltigkeit ist letztlich eine strategische Entscheidung, keine reine Regulierungsfrage. Wer ESG-Themen aktiv managt, verbessert nicht nur die eigene Transparenz, sondern sichert sich einen Wettbewerbsvorteil.

Besonders in Zeiten regulatorischer Unsicherheit – wie sie aktuell durch den Omnibus-Vorschlag der EU-Kommission entsteht – wird deutlich, dass Unternehmen mit freiwilligen Nachhaltigkeitsberichten widerstandsfähiger und zukunftssicherer aufgestellt sind. Durch das Omnibus-Verfahren fallen zwar viele Unternehmen aus der CSRD-Berichtspflicht heraus, doch die Nachfrage nach ESG-Daten durch Investoren, Banken und Geschäftspartner bleibt bestehen. Wer sich freiwillig auf ESG-Standards vorbereitet, bleibt handlungsfähig und sichert sich finanzielle und marktrelevante Vorteile. Und nicht zuletzt garantieren Unternehmen durch die kontinuierliche Betrachtung ihrer Daten, dass sie hohe Kostentreiber und mögliche Risiken frühzeitig aufdecken.

Warum freiwillige Nachhaltigkeitsberichte Unternehmen stärkt

1. ESG-Daten sind entscheidend für Finanzierungen

Banken, Investoren und Geschäftspartner fordern immer mehr Nachhaltigkeitsinformationen, um Risiken zu bewerten und Investitionsentscheidungen zu treffen. Unternehmen, die bereits freiwillig ESG-Daten erheben und veröffentlichen, sichern sich einen besseren Zugang zu Finanzierungen und vermeiden Nachteile bei Kreditkonditionen oder Investorenzusagen. Der VSME Standard hilft dabei, die wichtigsten ESG-Daten effizient zu strukturieren und transparent zu kommunizieren.

2. Nachhaltigkeitsstrategien senken Kosten

Wissenschaftliche Studien belegen: Nachhaltige Geschäftsmodelle senken langfristig Kosten und reduzieren Risiken. Unternehmen, die frühzeitig in nachhaltige Technologien, energieeffiziente Prozesse und Kreislaufwirtschaft investieren, profitieren von niedrigeren Betriebskosten und einer höheren Widerstandsfähigkeit gegenüber steigenden regulatorischen Anforderungen. Ein strukturiertes ESG-Reporting dient als Grundlage für datengestützte Optimierungen und strategische Investitionen, die den Geschäftserfolg langfristig sichern.

3. Wettbewerbs- und Reputationsvorteile

Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter bevorzugen zunehmend Unternehmen, die sich glaubwürdig für Nachhaltigkeit engagieren. Freiwillige ESG-Berichterstattung schafft Transparenz, stärkt das Markenimage und verbessert die Marktposition. Unternehmen, die proaktiv Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen und transparent darüber berichten, gewinnen das Vertrauen der Stakeholder und sichern sich einen entscheidenden Vorsprung gegenüber der Konkurrenz.

4. Innovation durch Nachhaltigkeit als Wachstumstreiber

Nachhaltigkeit ist nicht nur eine regulatorische Anforderung, sondern auch ein Treiber für Innovation. Unternehmen, die ESG-Kriterien aktiv in ihre Produktentwicklung und Produktionsprozesse integrieren, schaffen zukunftsfähige Lösungen, die ökologisch und wirtschaftlich vorteilhaft sind. Beispielsweise können durch den Einsatz nachhaltiger Materialien, energieeffizienter Herstellungsverfahren und Wettbewerbsvorteile gesichert werden. Auch Dienstleistungen lassen sich nachhaltiger gestalten, etwa durch klimafreundliche Lieferketten oder ressourcenschonende Geschäftsmodelle. Ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht unterstützt Unternehmen dabei, Potenziale für Innovation frühzeitig zu identifizieren und gezielt in nachhaltige Transformation zu investieren.

5. Risiken und Chancen frühzeitig erkennen und steuern

Der Klimawandel, steigende regulatorische Anforderungen (wenn auch verzögert!) und veränderte Marktbedingungen bringen sowohl Herausforderungen als auch neue Geschäftschancen mit sich. Unternehmen, die sich proaktiv mit ESG-Daten auseinandersetzen, können Risiken wie Lieferkettenunterbrechungen, CO₂-Bepreisung oder Reputationsschäden frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen ergreifen. Gleichzeitig ergeben sich durch nachhaltige Geschäftsstrategien auch neue Marktchancen – etwa durch den Zugang zu grünen Finanzierungen, nachhaltigen Produktinnovationen oder verbesserten Beziehungen zu Stakeholdern.

Der VSME Standard als pragmatische Lösung für Unternehmen

Während weiterhin Unternehmen (mit >1.000 Mitarbeitenden und >45 Mio € Jahresumsatz) die CSRD-Berichtspflichten erfüllen müssen, suchen kleine und mittlere Unternehmen nach praktikablen Lösungen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung einfach und strukturiert zu dokumentieren. Hier kommt der VSME Standard (Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed SMEs) ins Spiel.

Der VSME Standard wurde ursprünglich für KMU entwickelt und hilft Unternehmen dabei, ESG-Daten zielgerichtet zu erfassen und zu kommunizieren. Durch das Omnibus-Verfahren wird er aber auch für größere Unternehmen, die wahrscheinlich nicht mehr unter die CSRD fallen werden, relevant. Der VSME ermöglicht eine strukturierte, aber flexible Berichterstattung, die:

  • die Anforderungen großer Unternehmen an ihre Lieferanten erfüllt,
  • Banken und Investoren ESG-Daten für Finanzierungsentscheidungen liefert,
  • Unternehmen bei der Optimierung ihres Nachhaltigkeitsmanagements unterstützt,
  • und zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit beiträgt.

Gerade in Zeiten regulatorischer Unsicherheit bietet der VSME Standard Unternehmen die Möglichkeit, freiwillig relevante Nachhaltigkeitsinformationen bereitzustellen, ohne den administrativen Aufwand einer CSRD-konformen Berichterstattung tragen zu müssen.

Fazit: Freiwillige Nachhaltigkeitsberichte als strategischer Ansatz

Nachhaltigkeitsberichterstattung ist kein bürokratisches Hindernis, sondern ein strategisches Instrument zur Zukunftssicherung. Unternehmen, die sich freiwillig und aktiv mit ESG-Daten auseinandersetzen, profitieren von besseren Finanzierungsmöglichkeiten, Kosteneinsparungen, Innovationsvorteilen und einer stärkeren Marktposition. Der VSME Standard bietet hier eine pragmatische Lösung, um ESG-Informationen effizient zu strukturieren und sich gegenüber Stakeholdern professionell zu positionieren.

In einer sich wandelnden Wirtschaft, in der Nachhaltigkeit zunehmend zur Grundvoraussetzung für Erfolg wird, ist freiwilliges ESG-Reporting kein „Nice-to-have“, sondern eine Notwendigkeit – für Unternehmen, die langfristig wachsen und wettbewerbsfähig bleiben wollen.

FAQs 

1. Ist die ESG-Berichterstattung freiwillig?

Grundsätzlich gibt es sowohl verpflichtende als auch freiwillige ESG-Berichterstattungen. Unternehmen, die unter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, sind gesetzlich zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Durch den neuen Omnibus-Vorschlag der EU-Kommission vom 26. Februar 2025 wurde der Anwendungsbereich der CSRD jedoch stark reduziert. Für Unternehmen, die nicht mehr berichtspflichtig sind, bleibt die ESG-Berichterstattung freiwillig – kann aber dennoch strategisch sinnvoll sein. Viele Investoren, Banken und Geschäftspartner fordern ESG-Daten unabhängig von gesetzlichen Vorgaben. Auch der neue VSME-Standard wurde speziell für Unternehmen entwickelt, die nicht unter die CSRD fallen, aber dennoch strukturiert über Nachhaltigkeit berichten möchten.

2. Wer fällt noch unter die CSRD seit dem Omnibus-Verfahren?

Der Omnibus-Vorschlag vom 26. Februar 2025 hat den Anwendungsbereich der CSRD drastisch reduziert. Während ursprünglich auch viele mittelständische Unternehmen berichtspflichtig geworden wären, betrifft die CSRD nun nur noch:Große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von mindestens 50 Mio. €,
Börsennotierte Unternehmen, die bereits jetzt der CSRD-Berichtspflicht unterliegen und Banken und Versicherungen, die weiterhin von den Nachhaltigkeitsvorgaben betroffen sind.
Dies bedeutet, dass 80 % der ursprünglich betroffenen Unternehmen nun aus der Berichtspflicht entfallen. Besonders kapitalmarktorientierte KMU und größere mittelständische Unternehmen sind durch diese Änderungen von der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung befreit worden.

3. Was passiert nun mit dem Omnibus-Verfahren?

Der Vorschlag durchläuft nun ein Fast-Track-Verfahren, wodurch innerhalb der nächsten vier Wochen eine endgültige Entscheidung erwartet wird. Damit die Änderungen in Kraft treten können, müssen sie noch vom Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat verabschiedet werden. Falls der Vorschlag in seiner aktuellen Form angenommen wird, treten die neuen CSRD-Regeln direkt in Kraft, sodass ab 2026 nur noch Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitenden berichten müssen. Die überarbeitete CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) wird erst ab 2028 verbindlich. Zudem werden die EU-Taxonomie-Berichtspflichten für Unternehmen mit einem Umsatz unter 450 Mio. € freiwillig. Allerdings gibt es noch politische Diskussionen über diese Änderungen. Besonders Umweltverbände und einige EU-Mitgliedstaaten haben Kritik geäußert, da sie eine Verwässerung der Nachhaltigkeitsvorgaben befürchten.

4. Wann muss ich einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen?

Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und 50 Mio. € Umsatz müssen ab 2026 nach der CSRD jährlich berichten. Für alle anderen bleibt die Nachhaltigkeitsberichterstattung freiwillig – bietet jedoch klare Vorteile. Banken und Investoren fordern ESG-Daten für Finanzierungsentscheidungen, und auch in Lieferketten steigen die Anforderungen. Zudem stärkt eine transparente Berichterstattung das Markenimage und die Marktposition.

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Über den Autoren

Nora Emig

Nora Emig ist Marketing-Expertin bei Klimahelden und spezialisiert auf ESG-Themen. Sie entwickelt Informationsmaterial, das Unternehmen umfassend auf die Anforderungen der CSRD-Berichterstattung vorbereitet.

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