CSRD Omnibus: Chance oder Blockade?

CSRD Omnibus: Chance oder Blockade?

CSRD Omnibus: Chance oder Blockade? 640 459 Nora Emig

Am 08. November 2024 kündigte Ursula von der Leyen überraschend Pläne für eine sogenannte Omnibus-Verordnung an. Diese soll die bestehenden Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – darunter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die EU-Taxonomie – in einer einzigen Verordnung zusammenführen. Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen, die frühzeitig mit der Umsetzung der CSRD begonnen haben?

Omnibus CSRD

Recap zum CSRD-Omnibusverfahren

Was ist eine Omnibus-Verordnung?

Ein Omnibus-Verfahren ist ein legislativer Prozess, bei dem mehrere bestehende Rechtsakte in einer einzigen Verordnung zusammengefasst und neu strukturiert werden. Das Ziel eines solchen Verfahrens ist es, gesetzliche Anforderungen zu vereinfachen, Doppelarbeit zu vermeiden und einen besseren Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Regelwerken zu erreichen.

Was hat Ursula von der Leyen entschieden?

Im November 2024 erklärte Ursula von der Leyen, dass die EU-Kommission die Integration von EU-Richtlinien wie der CSRD, CSDDD und EU-Taxonomie plant. Das geschieht im Kontext der sogenannten Budapest-Erklärung, in der sich die EU verpflichtet hat, den regulatorischen Aufwand für Unternehmen zu verringern. Ziel ist es, die Berichterstattungspflichten um mindestens 25 % zu reduzieren und so die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu stärken.

Was ist das Versprechen?

Die EU-Kommission und Ursula von der Leyen versprechen sich von der Omnibus-CSRD-Verordnung eine erhebliche Reduzierung des administrativen Aufwands für Unternehmen. Durch die Konsolidierung der verschiedenen Richtlinien soll eine vereinfachte, besser aufeinander abgestimmte und effizientere Berichterstattung ermöglicht werden. Unternehmen sollen von klareren Vorgaben profitieren, die eine bessere Integration der Nachhaltigkeitsvorgaben in ihre bestehenden Prozesse erlauben.

Ein weiteres zentrales Versprechen ist die Wahrung der regulatorischen Stabilität. Von der Leyen betonte, dass die Inhalte der bestehenden Richtlinien nicht grundlegend verändert werden sollen, sondern lediglich deren Format und Struktur angepasst wird. Das soll Unternehmen die Sicherheit geben, dass bereits getätigte Investitionen in die Einhaltung der CSRD und verwandter Vorschriften nicht hinfällig werden. Trotz dieser Absichten bleiben jedoch viele Fragen offen, insbesondere hinsichtlich der konkreten Umsetzung und der politischen Einflussnahme durch Wirtschaftsverbände und Mitgliedstaaten.

Welche EU-Richtlinien sind von der Omnibus-Verordnung betroffen?

Die Omnibus-Verordnung betrifft mehrere bestehende und zukünftige EU-Richtlinien im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung und Unternehmensverantwortung. Dazu gehören insbesondere die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), die EU-Taxonomie, die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) sowie die Waldschutzverordnung (EUDR). Ziel ist es, diese Regelwerke zu harmonisieren und die Berichtspflichten zu vereinfachen. Ein Entwurf der EU-Komission deutet darauf hin, dass insbesondere die Schwellenwerte der CSRD überarbeitet werden könnten, was dazu führen könnte, dass Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden nicht mehr berichtspflichtig wären. Dies würde die Anzahl der betroffenen Unternehmen enorm reduzieren, was wiederum Auswirkungen auf Transparenz und ESG-Datenqualität hätte.

CSRD Leitfaden Banner

Diese Risiken wirft das CSRD-Omnibus-Verfahren bei Unternehmen auf

Die geplante Omnibus-Verordnung stellt für Unternehmen eine Herausforderung dar, da sie Unsicherheiten mit sich bringt. Viele Unternehmen haben bereits Ressourcen und Budget in die Implementierung der bestehenden Regelwerke investiert und müssen nun mit potenziellen Änderungen rechnen, die zu Anpassungsbedarf in ihren Berichtsprozessen führen. Auch besteht das Risiko, dass durch den politischen Einfluss einzelner Mitgliedstaaten die Anforderungen unerwartet verändert oder verschärft werden. Das erschwert die langfristige Planung und kann Unternehmen dazu zwingen, ihre Compliance-Strategien mehrfach zu überarbeiten. Kaum ein Unternehmen hat dafür jedoch Zeit.

CSRD-Omnibus Vor & Nachteile

Nachteile des CSRD Omnibus-Verfahrens

Regulatorische Unsicherheit und Planungsrisiken

Die aktuelle unklare Umsetzung, der unvorhersehbare Zeitplan und die politischen Einflussfaktoren führen dazu, dass Unternehmen weiter im Unklaren über die endgültigen Anforderungen bleiben. Das könnte Investitionen in bestehende Compliance-Strategien untergraben und dazu führen, dass Unternehmen erhebliche Unsicherheiten in ihrer Planung erfahren. Viele Unternehmen stecken bereits mitten in der CSRD-Berichterstattung oder haben sich bereits auf die Einreichung der CSRD in den nächsten Monaten vorbereitet.

Verzögerungen bei Nachhaltigkeitszielen und Wettbewerbsfähigkeit

Auch könnten Verzögerungen in der Umsetzung der CSRD-Omnibus-Verordnung die rechtzeitige Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beeinträchtigen und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen negativ beeinflussen. Die mangelnde Einbindung der betroffenen Unternehmen in den Entscheidungsprozess könnte ferner dazu führen, dass praxisferne oder schwer umsetzbare Anforderungen in Kraft treten, die die Compliance-Kosten langfristig erhöhen. Zudem besteht die Gefahr, dass durch die geplante Reduzierung der Berichtspflichten die Transparenz in der Unternehmensberichterstattung leidet. Eine mögliche Begrenzung der Berichtspflicht auf Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden würde dazu führen, dass rund 85 % der Unternehmen aus der CSRD-Pflicht herausfallen. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf die ESG-Datenqualität, sondern könnte auch das Vertrauen von Investoren, Kunden und anderen Stakeholdern in die Nachhaltigkeitsberichterstattung schwächen. Eine geringere Anzahl berichtspflichtiger Unternehmen würde zudem dazu führen, dass Vergleichbarkeit und Marktransparenz abnehmen, was insbesondere für Kapitalgeber eine Herausforderung darstellt.

Gefahr von Transparenzverlust und sinkender ESG-Datenqualität

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass durch die Fokussierung auf Bürokratieabbau wesentliche Nachhaltigkeitsaspekte in den Hintergrund rücken. Die CSRD ist nicht nur ein regulatorisches Instrument, sondern auch ein wesentlicher Treiber für strategische Nachhaltigkeitsentscheidungen in Unternehmen. Eine Verwässerung der Berichtspflichten könnte dazu führen, dass Unternehmen weniger Anreize haben, ihre ESG-Strategien konsequent weiterzuentwickeln. Dies würde nicht nur den Fortschritt in Richtung einer nachhaltigeren Wirtschaft verlangsamen, sondern auch europäische Unternehmen im internationalen Wettbewerb schwächen, da viele globale Märkte zunehmend auf transparente und standardisierte ESG-Berichterstattung setzen.

Vorteile des Omnibus-Verfahrens

Die Omnibus-Verordnung bietet jedoch auch einige Vorteile, insbesondere im Hinblick auf die Vereinfachung der gesetzlichen und komplexen Anforderungen. Durch die Zusammenlegung der bestehenden Richtlinien kann ein besserer Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen ESG-Vorschriften erreicht werden, was Unternehmen dabei hilft, ihre Berichtsprozesse effizienter zu gestalten. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) kommt das zugute, die bislang mit hohen administrativen Belastungen zu kämpfen haben. Darüber hinaus könnte die Reduzierung der Berichtsanforderungen um 25 % erhebliche Kosteneinsparungen mit sich bringen und es Unternehmen ermöglichen, sich auf ihre eigentlichen Nachhaltigkeitsziele zu konzentrieren. Die verbesserte Abstimmung der Vorschriften erleichtert es Unternehmen zudem, regulatorische Anforderungen länderübergreifend zu erfüllen und interne Prozesse besser anzupassen.

Warum Unternehmen nicht auf das Ergebnis des Omnibus warten sollten

Unternehmen sollten trotzdem nicht auf das Ergebnis des Omnibus-Verfahrens warten, sondern ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung proaktiv fortsetzen. Die Anforderungen der CSRD sind bereits in Kraft, und die Einhaltung dieser Vorschriften ist ein entscheidender Schritt, um regulatorische Sicherheit und Marktvorteile zu sichern. Unternehmen, die jetzt handeln, gewinnen wertvolle Erfahrungen, können interne Prozesse optimieren und sich frühzeitig auf die Nachhaltigkeitsziele ausrichten. Darüber hinaus zeigt sich, dass Stakeholder, darunter Investoren und Kunden, zunehmend transparente Nachhaltigkeitsinformationen fordern. Unternehmen, die bereits Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen, können Vertrauen aufbauen und sich als Vorreiter in ihrer Branche positionieren.

Ein weiteres wichtiges Argument dafür, nicht auf den CSRD-Omnibus zu warten, ist die Wettbewerbsfähigkeit. Viele Unternehmen haben bereits erste Nachhaltigkeitsberichte erstellt, um ihren Kunden und Partnern konkrete ESG-Daten bereitzustellen. Diese Berichte sind mittlerweile ein entscheidender Faktor für die Zusammenarbeit mit Lieferanten und anderen Stakeholdern. Ein Abwarten könnte dazu führen, dass Unternehmen hinter die Konkurrenz zurückfallen, die sich bereits aktiv mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung befassen. Zudem ist es fraglich, wie lange die Omnibus-Verhandlungen dauern und welche konkreten Änderungen sich daraus ergeben. Daher ist es ratsam, sich weiterhin auf die bestehenden Vorgaben zu konzentrieren und den Berichterstattungsprozess schrittweise weiterzuentwickeln.

CSRD-Chaos adé mit Envalor

Haben Sie keine Lust mehr auf das CSRD-Chaos und sich veränderte Gesetze? Da geht es Ihnen so wie vielen Unternehmen. Um genügend Flexibilität und vor allem Sicherheit zu behalten, empfiehlt sich eine Zusammenarbeit mit Anbietern wie Envalor. Gerade mit politischen Entscheidungen wie dem Omnibus-Verfahren müssen Sie den richtigen Partner an der Seite haben, der die regulatorischen Entwicklungen sicher verfolgt und entsprechende Anpassungen sofort in Prozesse integriert.

Envalor bietet nicht nur eine einfache und automatisierte Softwarelösung zur Berichterstellung, sondern auch ein starkes Netzwerk aus Nachhaltigkeitsexperten und Wirtschaftsprüfer. So stellt Envalor sicher, dass seine CSRD-Software schnell an alle EU-Änderungen angepasst wird. Für eine maximale Prüfssicherheit.

Durch einen strukturierten und datenkonformen Ansatz sorgt Envalor dafür, dass die Software jederzeit auf dem neuesten Stand der regulatorischen Anforderungen ist und Unternehmen mit smarten Funktionen maximal entlastet. So lassen sich Compliance-Risiken minimieren und wertvolle Ressourcen einsparen.

CSRD Software

Fazit

Die Omnibus-Verordnung bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Während eine Vereinfachung der Berichtspflichten potenzielle Vorteile bietet, bleibt die Unsicherheit für Unternehmen eine große Hürde. Dennoch ist es entscheidend, dass Unternehmen ihre CSRD-Berichterstattung jetzt nicht aufschieben. Die Einhaltung der CSRD-Vorgaben bietet nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern positioniert Unternehmen als verantwortungsbewusste Marktakteure. Daher sollte der Fokus weiterhin auf der Umsetzung bestehender Vorschriften liegen, um langfristig zu profitieren.

FAQ

1. Was ist das Omnibus-Verfahren?

Das Omnibus-Verfahren ist eine gesetzliche Initiative zur Vereinfachung und Zusammenfassung verschiedener ESG-Regulierungen in eine einheitliche Verordnung.

2. Welche Vorschriften sind betroffen?

Die CSRD, Taxonomie-Verordnung, CSDDD, SFDR und die EUDR könnten durch die Omnibus-Verordnung zusammengefasst werden.

3. Wann wird die Omnibus-Verordnung umgesetzt?

Die EU-Kommission plant, konkrete Vorschläge im ersten Halbjahr 2025 (aktueller Stand: 26.02.2025) vorzulegen.

4. Sollten Unternehmen mit der CSRD-Berichterstattung warten?

Nein, Unternehmen sollten bereits jetzt mit der Umsetzung beginnen, um Compliance sicherzustellen und Wettbewerbsvorteile zu nutzen.

5. Wer ist von der CSRD-Pflicht betroffen?

Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden, einem Umsatz von über 40 Mio. EUR oder einer Bilanzsumme von über 20 Mio. EUR sowie börsennotierte KMU sind von der CSRD-Pflicht betroffen.

Weitere Artikel

Share
Über den Autoren

Nora Emig

Nora Emig ist Marketing-Expertin bei Klimahelden und spezialisiert auf ESG-Themen. Sie entwickelt Informationsmaterial, das Unternehmen umfassend auf die Anforderungen der CSRD-Berichterstattung vorbereitet.

Back to top