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Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bringt neue Anforderungen für Unternehmen. Während große Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden zur doppelten Wesentlichkeitsanalyse verpflichtet sind, stellt sich für kleinere Unternehmen die Frage, wie sie ihre Nachhaltigkeitsstrategie sinnvoll gestalten können. Hier bietet der freiwillige VSME Standard (Voluntary Standard for non-listed SMEs) eine praxisnahe Lösung zur ESG-Berichterstattung.
Doch sind die in VSME behandelten Themen identisch mit den European Sustainability Reporting Standards (ESRS)? Kann man die ESRS-Themen mit den Angabepunkten im VSME Bericht abgleichen? Und warum ist es ggf. sinnvoll, die Ergebnisse der doppelten Wesentlichkeitsanalyse zur Identifikation relevanter VSME Angaben zu nutzen?

Vergleich der Themen im VSME Standard und ESRS
Obwohl der VSME Standard keine gesetzliche Pflicht ist, orientiert er sich an den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Dabei werden zentrale ESG-Themen aufgegriffen, jedoch in vereinfachter Form dargestellt. Ein direkter Vergleich zeigt:
ESRS | VSME |
---|---|
ESRS E1 – Klimawandel | B3 – Energie- & Treibhausgasemissionen C3 – Klimaziele & Übergangspläne |
ESRS E2 – Umweltverschmutzung | B4 – Luft-, Wasser- & Bodenverschmutzung |
ESRS E3 – Wasser- & Meeresressourcen | B6 – Wasserverbrauch & Wasserstress-Management |
ESRS E4 – Biologische Vielfalt | B5 – Flächenverbrauch & Biodiversitätsmaßnahmen |
ESRS E5 – Kreislaufwirtschaft | B7 – Ressourcennutzung & Abfallvermeidung |
ESRS S1 – Eigene Belegschaft | B8 – Arbeitsbedingungen & Beschäftigungsstruktur B9 – Gesundheit & Sicherheit B10 – Vergütung & Weiterbildung |
ESRS S2 – Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette | C7 – Menschenrechte in der Lieferkette |
ESRS G1 – Governance & Unternehmensethik | B11 – Ethik, Compliance & Korruptionsprävention |
Warum ein Abgleich zwischen ESRS und VSME sinnvoll ist
Obwohl Unternehmen, die nicht unter die CSRD-Berichtspflicht fallen, nicht zur doppelten Wesentlichkeitsanalyse verpflichtet sind, bietet die Analyse dennoch wertvolle strategische Vorteile. Ein strukturiertes Mapping der ESRS mit der VSME ermöglicht eine gezielte Fokussierung auf die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. Dadurch profitieren Unternehmen in mehreren Bereichen:
- Effizienzsteigerung: Da Unternehmen meist begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen für Nachhaltigkeitsberichterstattung haben, ist es entscheidend, dass sie sich auf die wirklich relevanten ESG-Themen konzentrieren. Ein Mapping zwischen ESRS und VSME hilft, diejenigen Themen zu identifizieren, die für das Unternehmen wirtschaftlich und ökologisch am wichtigsten sind.
- Vergleichbarkeit: Nachhaltigkeitsanforderungen betreffen nicht nur Großkonzerne. Auch kleine und mittelständische Unternehmen werden zunehmend von Geschäftspartnern, Banken und Investoren nach ESG-Daten gefragt. Ein Mapping zwischen ESRS und VSME hilft, eine einheitliche Sprache und vergleichbare Kennzahlen zu etablieren.
- Nachhaltigkeitsstrategie: Durch ein Mapping können Unternehmen ESG-Risiken frühzeitig erkennen, gezielt Gegenmaßnahmen ergreifen und nachhaltige Wachstumsstrategien entwickeln. Zudem ermöglicht es eine proaktive Vorbereitung auf zukünftige Regularien, indem bereits jetzt Strukturen für eine umfassendere Berichterstattung geschaffen werden.
ESRS Themenfindung für den VSME Bericht
ESRS individuell bestimmen
Im ersten Schritt sollten Unternehmen alle für sie relevanten Themen aus der ESRS-Liste analysieren. Grundsätzlich enthält die ESRS alle Themen, die für eine sinnvolle Nachhaltigkeitsberichterstattung von Bedeutung ist. Unternehmen sollten prüfen, welche Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte für ihre Branche besonders relevant sind. Während beispielsweise Klimarisiken (ESRS E1) für produzierende Unternehmen eine wesentliche Rolle spielen, sind für den Dienstleistungssektor vor allem Arbeitsbedingungen (ESRS S1) entscheidend. Darüber hinaus sollten regulatorische Anforderungen berücksichtigt werden, insbesondere in Bezug auf bestehende Gesetze wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das für bestimmte Unternehmen ESG-relevante Offenlegungspflichten mit sich bringt.
Priorisierung der wichtigsten Themen
Nach der Identifikation der wesentlichen ESG-Themen folgt die Priorisierung. Dabei sollte sowohl die finanzielle Wesentlichkeit als auch die Impact-Wesentlichkeit analysiert werden, um festzustellen, welche Themen wirtschaftliche Risiken oder Chancen für das Unternehmen darstellen und welche direkten oder indirekten Auswirkungen die Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft hat. Branchen-Benchmarks können helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen und zu verstehen, welche Themen von vergleichbaren Unternehmen als besonders wichtig erachtet werden. Zusätzlich kann das Feedback relevanter Stakeholder wie Investoren, Geschäftspartner oder Kunden wertvolle Einblicke geben und sicherstellen, dass die gewählten Schwerpunkte mit den Erwartungen der wichtigsten Anspruchsgruppen übereinstimmen.
Zuordnung zur VSME
Nach der Priorisierung erfolgt die Zuordnung der ESG-Themen zu den VSME. Dazu können Unternehmen einfach die identifzierten ESRS-Themen mit den relevanten VSME-Punkten verknüpfen. Hierbei ist es wichtig, die passenden Kennzahlen zu definieren, um die ESG-Leistung messbar zu machen und eine konsistente Berichterstattung zu gewährleisten. Gleichzeitig sollten Doppelungen vermieden werden, um eine unnötige Redundanz in der Berichterstattung zu verhindern.
Der finale VSME Bericht
Im letzten Schritt werden die ESG-Themen in den VSME Nachhaltigkeitsbericht integriert. Das erfordert die Definition relevanter Kennzahlen und Indikatoren sowie die Implementierung geeigneter Methoden zur Datenerhebung. Falls bestimmte ESG-Daten bislang nicht systematisch erfasst wurden, müssen entsprechende Prozesse zur Schließung von Datenlücken etabliert werden. Die regelmäßige Aktualisierung und Kontrolle der Daten ist zusätzlich wichtig, um die Qualität und Konsistenz der Berichterstattung sicherzustellen. Eine gut durchdachte ESG-Strategie bildet die Basis für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens.
Hinweis: Falls ein Unternehmen mit der freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung beginnt, sollte es schrittweise vorgehen und erst mit dem Basis-Modul des VSME starten.
Datenerfassung als Grundlage
Unternehmen sollten ihre vorhandenen ESG-Daten erfassen und systematisch strukturieren, um eine solide Basis für den Bericht zu schaffen. Dazu gehört die Analyse bereits existierender Informationen zu Energieverbrauch, Ressourcennutzung sowie Arbeits- und Sicherheitsstandards. Die Implementierung eines standardisierten Systems wie einer Software zur laufenden Datenerfassung ermöglicht eine effiziente und transparente Berichterstattung. Gleichzeitig sollten realistische ESG-Ziele definiert und mit geeigneten KPIs hinterlegt werden, um Fortschritte langfristig messen zu können. Initiativen wie die Science Based Targets (SBTi) bieten wertvolle Unterstützung bei der Festlegung wissenschaftlich fundierter Emissionsreduktionsziele.
Fazit
Auch wenn der VSME Standard eine vereinfachte Berichterstattung ermöglicht, bietet die doppelte Wesentlichkeitsanalyse einen wertvollen strategischen Mehrwert. Durch ein systematisches Mapping können Unternehmen die wichtigsten ESG-Themen identifizieren, gezielt berichten und ihre Nachhaltigkeitsstrategie optimieren.

FAQs
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist für den VSME Standard nicht verpflichtend, kann aber strategisch sinnvoll sein. Sie hilft Unternehmen, gezielt die ESG-Themen zu identifizieren, die sowohl finanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen haben als auch eine wesentliche Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft entfalten. Damit ermöglicht sie eine fokussierte und effiziente Nachhaltigkeitsberichterstattung, die die relevanten Themen priorisiert und Ressourcen gezielt einsetzt. Besonders wenn Unternehmen das PAT- und BP-Modul im VSME-Reporting nutzen, kann eine Wesentlichkeitsanalyse helfen, den Berichtsprozess sinnvoll zu strukturieren.
Eine direkte Verknüpfung zwischen ESRS und VSME ist nicht vorgeschrieben, aber empfehlenswert. Da sich der VSME Standard an den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) orientiert, bietet ein Mapping zwischen beiden Systemen eine praxisnahe Möglichkeit, die Berichtsanforderungen effizient zu erfüllen. Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung an den ESRS-Themen ausrichten, stellen sicher, dass ihre Berichte mit gängigen Standards kompatibel sind und zukünftige regulatorische Anforderungen leichter erfüllt werden können.
Ein Mapping zwischen ESRS und VSME bietet Unternehmen mehrere Vorteile. Es steigert die Effizienz, da es relevante ESG-Themen gezielt priorisiert und Ressourcen besser einsetzt. Zudem verbessert es die Vergleichbarkeit der Berichte und erleichtert die Kommunikation mit Stakeholdern, Investoren und Geschäftspartnern, die standardisierte ESG-Daten erwarten. Durch die strukturierte Integration von ESG-Themen können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie langfristig ausrichten und regulatorische Entwicklungen frühzeitig berücksichtigen. Darüber hinaus schafft eine Verknüpfung mit den ESRS-Standards Wettbewerbsvorteile, indem sie Transparenz erhöht und Unternehmen als verantwortungsbewusste Marktakteure positioniert.
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